Das Onlinelexikon unterscheidet 27 verschiedene Arten von branchenspezifischen Marketing-Disziplinen: Agrar-, Bildungs-, Hauptstadt-, City-, Dienstleistungs-, Gesundheits-, Hochschul-, Immobilien, Kirchen-, Kultur-, Kunst-, Medien-, Nationen-, Non-Profit-, Open-Source-, Politik-, Presse-, Projekt-, Rechts-, Lebensmittel-, Selbst-, Social-, Sport-, Stadt-, Standort- , Tourismus-, Verlags- und Wissensmarketing. Das ist einerseits verwunderlich und andererseits verwunderlich.

Zum einen: sind das wirklich alle denkbaren Branchen? Nein, denn die o.g. sind zum Teil gar keine Branchen – weder nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige der amtlichen deutschen Statistik, noch nach den Einzelgruppen der Industriellen Hauptgruppen der EU (Gebrauchs-, Investitions-, Vorleistungs- und Verbrauchsgüter und Energie) – und in den genannten Listen werden noch viele andere potentielle Wikipediaeinträge genannt. Und zum anderen: wie kann es überhaupt so viele verschiedenen Marketings geben, die einen solchen Eintrag gerechtfertig erscheinen lassen? Was unterscheidet sie? Wo unterscheiden sich Marktumfeld und Haushaltsprozesse so sehr, sind die spezifischen Besonderheiten so auffällig, dass sich die Marketingprozesse mehr als marginal unterscheiden? Nirgendwo! Nicht dort, wo sich die Güterart, die Kunden, die Region, was auch immer unterscheiden. Und anderswo auch nicht. Jedenfalls nicht grundsätzlich und damit nicht genug. Denn die entscheidenden Aktivitäten sind überall den gleichen basalen Rahmenbedingungen und Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Sie finden ja auch alle in der einen gleichen Welt statt, die uns nun mal gegeben ist.

Darum: fragt mich bitte nie (nie, nie, nie) wieder, warum ich sowohl über Markierung von Lippenstiftmarken, Socialwebaktivitäten von Traktorenherstellern, Friseurmarketing oder Kultursponsoring gleichermaßen fundiert sprechen und entscheiden kann. Marketing ist in jedem der Fälle und grundsätzlich Dreierlei: Strategiearbeit, Handwerk und immer das, was man draus macht…