Flashback 2: Dann eben der Umweg über die Post-Post-Postmoderne?

So stand es im ersten tobibiko-Manifest: „Die heutige Welt ist für die Menschen zu verwirrend, zu schnell, viel zu voll, zu dröhnend, zu bunt, zu laut geworden, so dass sie sich bei aller Individualisierung, Aristokratisierung und Selbstbewusstheit zunehmend verunsichert, verloren, abgefüllt, orientierungsbehindert fühlen. Auf der einen Seite möchte natürlich jeder, bei immer größer werdendem Bedürfnis nach diffusem Glücklichsein, Zugehörigkeit, Ausdruckswillen, immer alles und jetzt und proprietär und nur für sich, will mitbestimmen, auswählen, nichts zahlen, die Kontrolle und kontinuierlichen Zugang besitzen. Doch reichen weder die ihm zur Verfügung stehenden zeitlichen oder finanziellen Ressourcen, noch seine kognitiven Kapazitäten aus, um all diese potentiellen Optionen, Möglichkeiten, Angebote wahrnehmen und verarbeiten zu können.

Willkommen in der Welt des „Decision/Information Overload“! Willkommen in einer Welt, in der das Bedürfnis nach Community statt Zielgruppe, nach Kooperation statt Penetration, nach Bedeutung statt Bekanntheit und nach echten Beziehungen, die durch Vertrauen, Intimität, Concern, Vernetzung, geprägt sind, rapide steigt. Willkommen in einer Welt, die an der Schwelle zu einer neuen Dimension der Konvergenz steht: Nach zusammenwachsenden Technologien und in der Folge der Annäherung von Medien/Branchen/ ganzen Industrien, wird die Zukunft durch eine kontinuierlich Annäherung ganzer Marktparteien gekennzeichnet sein.“

Konnte jemand ahnen, dass die beschriebene kontinuierliche Annäherung im Attention Overload sich nicht vollständig vollzog, sondern zum Rückzug in vielfach diametrale Bubbels, zum Sieg der Beherrschbarkeit über die Realität, zur Realisierung einiger der bedrückendsten postmodernen Visionen führte (Handmaids tales aus dem Weissen Haus)? Vielleicht. Denn Fokussierung ist hat ein probates Mittel um Entropie zu begegnen. Aber es hätte auch ganz anders weiter gehen können – so wie es immer auch hätte anders werden können: Social Media als Demokratisierungs-Booster, Globalisierung der Herzen, Annäherung politischer Systeme, absolute Konvergenz statt Divergenz.

Statt also ob der Tagesaktualität zu verzweifeln und den Untergang zu extrapolieren: mindestens ebenso wahrscheinlich ist, dass sich der 2001 formulierte Ausblick (s.o.) eben nur etwas verspätet, dass Humanismus, Moral, positive Nutzensummen allenthalben und eine Welt der Kooperation sich eben erst mit 20 Jahre Verspätung zeitigen. Wie sagte TC Boyle am Wochenende der Süddeutschen:“Wir werden triumphieren!“ Warum nicht…