(hs) Für Anhänger von Recht und Ordnung waren die tollen Tage von London auf den ersten Blick deprimierend. Ganz offensichtlich lebten Hunderte, wenn nicht Tausende ihre dunklen Seiten hemmungslos aus, sobald sie erkannten, dass sie ungestraft davonkommen würden. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass dennoch die riesige Mehrheit der Menschen in den betroffenen Stadtteilen friedlich geblieben ist. Warum?

Wer sich an Regeln hält, tut dies aus zwei Gründen: Entweder bejaht er die Regeln, oder der Preis des Regelverstoßes ist ihm zu hoch. Oft wirken beide Motive gemischt.

Im Fall der Londoner Plünderungen kann die Furcht vor Strafe das regelkonforme Verhalten der Bevölkerungsmehrheit nicht befriedigend erklären. Folglich muss es daran liegen, dass die Bevölkerungsmehrheit die Regeln bejaht.

Die Regeln, um die es dabei geht, sind einfach und klar: Nicht morden, nicht rauben, nicht stehlen, und wenn man schon einmal dabei ist, fremdes Eigentum zu respektieren, dann schlägt man es auch nicht kaputt.

Es spricht für die Regeln, dass so viele Menschen sie bejahen. Es spricht viel dafür, dass sie darin Nutzen sehen – Nutzen, deren Summe die Vorteile ausgelebter Triebe und leichter Beute bei weitem übersteigt.

Diese Menschen – es sind im Grunde fast alle – haben nicht nur Recht. Sie haben auch das Recht, vom Rechtsstaat die Durchsetzung der Regeln zu erwarten, damit die regelverachtende Minderheit wenigstens aus Furcht vor Strafe friedlich bleibt.

*****