[[[[ Zu oft thematisiert, zu undifferenziert diskutiert, zu oft unfundiert erklärt und überhaupt: die menschlichen Aufmerksamkeit ist trotzdem (oder grade deshalb?) mein Steckenpferd. Nicht nur weil sie eine der knappsten Ressourcen und begehrtesten Einkommen unserer postmodernen Welt darstellt, sondern auch weil sie zu erringen, zu halten und zu nutzen DIE Kernkompetenz des guten Marketers sein sollte. Mit dieser Serie will ich den Gesprächen über Aufmerksamkeit etwas mehr Seriosität zurück geben…]]]]

 

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10.
Aufmerksamkeit ist also ein Zustand eines Erlebnisses im Bewusstseinsstrom des Menschen und entsteht im Rahmen eines kontinuierlichen interaktiven, ständig sich verändernden und kompetitiven Systems aus aufmerksamkeitsbestimmenden Mechanismen und Regeln. Dabei sind Ereignisse, die nicht mit Aufmerksamkeit belegt sind, nicht Teil des Bewusstseinsstroms, wohingegen die Intensität derjenigen Ereignisse, die mit Aufmerksamkeit belegt sind, den weiteren Verlauf von parallel, distributiv, interaktiv und rekursiv ablaufenden Wahrnehmungs-, Verarbeitungs-, Lern- und Gedächtnisprozessen bestimmen.

Allerdings sind die relevanten Ereignisse nicht auf externe Reize und sie betref-fende Verarbeitungsinformationen beschränkt, da das menschliche Gehirn in der Lage ist, virtuelle Welten und potentielle Handlungen in ihnen zu konstruieren und entweder in Form von neuen (internen) Reizen oder forcierter aktiver Suche nach spezifischen externen Reizen in die aufmerksamkeits-bestimmenden Prozesse einzubinden. Neben dem Einfluss, den genetisch übertragene, aus dem Erfahrungswissen stammenden und gelernten Inhalte des Gedächtnisses unmittelbar auf die im Rahmen der aufmerksamkeitsbestimmenden Prozesse zur Disposition stehende Ereignisse haben, kommt dabei dem subjektiven Ich als Legitimations-Instanz besondere Bedeutung zu: Das soziale Umfeld, in Form eines imaginären oder realen Dritten hat besonderen Einfluss auf die Bestimmung von Aufmerksamkeitsdispositionen.

Dies alles ist zu beachten, wenn man versucht, nicht nur nach dem singulären Zustandekommen von Aufmerksamkeit zu fragen, sondern auch nach den Determinanten von Aufmerksamkeitsfixierung (Konzentration, Focussierung, Bewusstseinsweckung) zu suchen, den Möglichkeiten ihrer Umwand-lung in „folgenreiche Aufmerksamkeit“ (Neuschaltung neuronaler Netze, koordinierte Handlungen, Einstellungsbildung, Routinen, etc.) nachzugehen oder nach den Transaktionsdesigns, die Aufmerk-samkeitsgenerierung begünstigen zu fragen. Insbesondere dann, wenn vor dem Hintergrund allgemein zunehmender Aufmerksamkeitsknappheit deutlich wird, wie der Einfluss einzelner angeborener und erlernter Verhaltensverstärker sinkt und die Bedeutung des individuellen Selbst bei der Repräsentation virtueller Lebenswelten und hier konstruierter Handlungsentwürfe steigt.